Der CommTech Index Report 2024/2025 legt die Nöte von Kommunikationsabteilungen bei ihren Digitalisierungsanstrengungen schonungslosoffen. Die größten Hürden neben der Integration der verschiedenen Systeme liegen in Kompetenzdefiziten der Teams. Für 57 Prozent der Befragten stellt sich dieses Problem insgesamt. In einigen Branchen wie Versorgungswirtschaft, Handel oder dem Finanzwesen werden die Kompetenzdefizite sogar als wichtigste Hürde identifiziert. Es gibt eine gute Nachricht, denn es, Bewegung erkennbar, diese Defizite abzubauen. Bei den Investitionsabsichten machen „Schulungen und Trainings“ einen gewaltigen Sprung nach vorne. Wollten 2023 nur 35 Prozent der Befragten mehr in Schulungen und Trainings investieren, sind es aktuell 62Prozent, nur getoppt von Investitionen in KI-Tools. Das ist ermutigend, denn aus der Evaluation von erfolgreichen Digitalisierungsprojekten kristallisiert sich ein Erfolgsfaktor klar heraus. Am Anfang steht die Kompetenzentwicklung in den Teams. Dass dem so ist, folgt einer simplen Logik. Wenn die Kompetenzfehlt, die richtigen Tools auszuwählen und sie anzuwenden, kann dieTransformation nicht gelingen. Dass der Europäische AI-Act den Anwendern von KIzudem die gesetzliche Pflicht zur Weiterbildung in Sachen KI auferlegt, machtdas Angebot von Weiterbildung und Trainings obligatorisch.
Kommunikationsabteilungen sind deshalb gut beraten, in einem Assessment auf individueller Ebene festzustellen, wo Defizite vorhanden sind, diese auch mit den Interessen der Mitarbeitenden zu matchen und spezifische Weiterbildungsangebote und Trainings bereitzustellen. Als übergeordnetes Ziel steht die Schaffung einer Datenkultur im Raum, die weit über die Beherrschung von Tools hinausgeht. Es geht vielmehr um die Schaffung einer Innovationskultur, die auf Neugier, Offenheit, Experimentierfreude setzt und agile Strukturen befördert. Ulrike Schiermeister von E.ON Deutschland weist darauf inihrem Beitrag im CommTech Index Report nachdrücklich hin.
Wenn es um den Einsatz von KI geht, werden Kommunikationsabteilungen nochmals vor neue Herausforderungen gestellt. Bislang ist zu beobachten, dass hier viel experimentiert, aber wenig strategisch vorgegangen wird. Es liegt auf der Hand, dass der Wunsch nach mehr Schulungen und Trainings nicht zuletzt durch die Verfügbarkeit von generativer KI befördert wurde. Auch dabei darf es aber nicht allein um Tool-Kompetenz gehen, denn mit der Nutzung von KI entsteht für die Anwender eine größere Verantwortung in Bezug auf rechtliche Fragen, Compliance und Ethik. Kommunikationsverantwortliche müssen sich damit auseinandersetzen. Wie stelleich die Umsetzung der DRPR Richtlinie für KI um? Welche Konsequenzen hat der AI-Act für die in der Kommunikation eingesetzten Use-Cases? Erfolgreiche Digitalisierung startet mit der Erarbeitung einer Kompetenz-Roadmap, die all diese Aspekte umfasst. Der Jahresanfang ist ein guter Zeitpunkt, damit zu beginnen.