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Was Corona mit uns macht. Beunruhigende Erkenntnisse aus dem neuen Microsoft Work Trend Index

Diese Woche hat Microsoft den neuesten Work Trend Index veröffentlicht. Die regelmäßige Publikation ist eine wichtige Entscheidungshilfe für alle, die sich mit der Zukunft der Arbeit befassen oder simpel eine Entscheidung darüber treffen müssen, wie sie ihre Büros künftig ausstatten sollen.

Der eine oder andere Datenschützer mag hyperventilieren bei der Vorstellung, dass Microsoft zu dem Zweck teilweise aus den Nutzungsdaten von Microsoft 365 Analysen zieht. Alle, die ein pragmatischeres Verhältnis zur Nutzung von anonymisierten Daten haben, werden sich über die erstaunlichen Erkenntnisse freuen,  die wir aus einem tiefen Einblick in die Art und Weise ziehen können, wie Menschen zusammenarbeiten und wie sich die Zusammenarbeit im letzten Jahr - in der Pandemie - verändert hat.

Um es vorwegzunehmen, die Erkenntnisse sind zum Teil alarmierend und lassen erkennen, was es mit Menschen macht, die durch die Umstände für lange Zeit in Isolation gezwungen werden. Die Daten sollten auch auch ein Weckruf für die Jünger des Lockdowns sein, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kollateralschäden nach meiner Meinung zu sehr auf die leichte Schulter nehmen.

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Hybrid bleibt. Die unspektakulärste Erkenntnis ist, weil wir das vermutlich alle so einschätzen, das Bedürfnis der Beschäftigten nach flexibler Aufteilung zwischen Arbeit im Büro und Zuhause ist gewachsen und hat sich verstetigt. 73% wollen diese Optionen weiter nutzen. Nicht nur Unternehmen, die Employer Branding ernst nehmen, sind gut beraten diese Erwartungen zu erfüllen.

Führungskräfte kommen recht gut durch die Pandemie. Während 61% der Führungskräfte angeben, es gehe ihnen gut im permanenten Home-Office, sagen das im Kontrast nur 31% der Singles ohne Führungsverantwortung. Man kann daraus den Schluss ziehen, Führungskräfte sind zu oft disconnected von ihrem Team, wobei hier sicher viele Faktoren von Einfluss sind.

Produktiv aber platt. Mitarbeitende schätzen ihre Produktivität weiterhin sehr hoch ein, was die Nutzungsdaten bestätigen. 54% der Beschäftigten fühlen sich aber zugleich überarbeitet, 39% fühlen sich erschöpft. Man will sagen, kein Wunder, wenn die Zeit in Teams-Meetings in einem Jahr um das 2,5 fache gestiegen ist und nebenbei 40,6 Milliarden E-Mails geschrieben wurden.

Generation Z leidet. Gerade die Jungen zwischen 18 und 25 fühlen die größte Qual. Noch häufiger Singles, geringer ausgebildete Netzwerke fehlen gerade den jungen Mitarbeitenden die sozialen Kontakte und führen zur Vereinsamung.

Netzwerke schrumpfen. Von allen Erkenntnissen ist diese für mich die am meisten Beunruhigende. Während der Austausch im engeren Netzwerk am Arbeitsplatz in der Pandemie zunächst stark gewachsen ist, erodiert er über die Zeit. Zudem sind Kontakte im weiteren Netzwerk drastisch zurück gegangen. Spannend ist, dass es hier eine unmittelbare Korrelation zu Produktivität und Innovationen gibt. Für alle Employer ein Warnsignal.

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Menschlicher. Ein schöner Trend ist auch dabei. Kinder auf dem Schoß in der Video-Konferenz, die Katze vor der Kamera oder das Familienbild im Hintergrund führen zu mehr Nähe unter Kolleg*innen. 39% der Befragten sagen, dass sie authentischer agieren, 31% sagen, es ist ihnen nicht unangenehm, wenn ihr Privatleben in der Arbeit sichtbar wird - mit positiven Folgen für Produktivität und Wohlbefinden.

Remote Jobs kommen. Die Zahl der Job-Postings auf LinkedIn, die remote erfüllt werden können, hat sich verfünffacht. Dabei gewinnen Arbeitnehmer*innen und Unternehmen. Erstere, weil zeitintensives Commuting oder gar Umzüge für die Arbeitsstelle entfallen, letztere, weil ihnen ein ungleich größerer Talentpool zur Verfügung steht. Davon könnten Unternehmen profitieren, die abseits der Ballungszentren besonders unter Fachkräftemangel leiden.

Hier sind die Konsequenzen, die Unternehmen aus diesen Entwicklungen ziehen sollten:

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41% der Beschäftigten überlegen, ob sie ihren Arbeitgeber verlassen. Die Pandemie hat diesen Wert auf einen Höchststand gebracht. Viele Menschen denken darüber nach, wie es mit ihrem Leben weiter gehen soll und sind bereit, Grundsätzliches in Frage zu stellen. Als Unternehmen muss ich mich darauf einstellen und Beschäftigten die Flexibilität bieten, die sie einfordern - oder sie werden gehen. Überkommene Anwesenheits- und Führungskulturen sind Auslaufmodelle. Für viele Unternehmen bedeutet das umfassende Kulturveränderungsprozesse anzustoßen, weil Veränderungen manifestieren sich nicht mit einer weiteren E-Mail von der Unternehmensleitung.

Vier Dinge sind zu tun:

Büros bleiben wichtig, sie verändern aber ihre Funktion. Der klassische Schreibtisch rückt an den Rand. Das Büro wird zum Ort des sozialen Austauschs zwischen Beschäftigten und mit Kunden/Geschäftspartnern. Wände rausreißen allein ist nicht genug. Nichts nervt mehr als schlecht gemachte Open Spaces, die den Stresslevel der Nutzer*innen erhöhen. Ein guter Plan wird benötigt. Die Beteiligung von Mitarbeitenden, Betriebsrat und die Einbeziehung externer Expertise macht das Vorhaben mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich.

Technologien müssen her, die die remote Zusammenarbeit nahtlos ermöglichen.  Das geht weit über die Adhoc-Maßnahmen hinaus, die überall zu Beginn der Pandemie ergriffen wurden. Bei allem Respekt vor Teillösungen, wie sie Zoom oder Slack in ihren jeweiligen Segmenten spielen, erfüllen sie eben auch nur Teilanforderungen. Heute geht es um integrierte Lösungen, die alle Arten von Remote Work und veränderte Raumkonzepte in den Unternehmen abbilden, bis hin zum Shopfloor.

Stopp den Isolationsstress. Physisch und psychisch belastete Mitarbeitende gefährden den Unternehmenserfolg, ruinieren das Arbeitgeber-Image und führen zu hoher Fluktuation. Aber auch ohne die wirtschaftlichen Erwägungen steht es allen gut zu Gesicht, sich um die mentale und physische Gesundheit der Mitmenschen zu kümmern. Führungskräfte sind der Schlüssel, indem sie befähigt werden, den Wandel vorzuleben. Der Anfang ist simpel: Welche Meetings sind nötig, wie können Informationen anders geteilt werden. Gibt es Raum für soziale Begegnungen und persönlichen Austausch.

Netzwerke aktivieren. Rückläufige Kontakte als Ergebnis der Pandemie sind eine Bedrohung für Produktivität und Innovationskraft. Kreative Wege, um neue Perspektiven zu gewinnen und den Austausch zu befördern, sind vorhanden. Nur ein Beispiel für den schnellen Start. Bei Microsoft haben wir auf Basis von Power Apps eine Lunch-Dating App gebaut, schon vor der Corona. Sie kann natürlich auch für virtuelle Treffen eingesetzt werden und bringt Kolleg*innen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären.

Wie wir in Echtzeit erleben, verändern sich Umstände schnell. Wer hätte im März 2020 gedacht, dass wir ein Jahr später wieder in einem Lockdown sind, das britische und andere Virus-Mutanten den Plan zur Normalität verhageln. Wir müssen uns auf ein Leben in Unsicherheit einstellen und dabei ständig lernen, uns den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Die gute Nachricht aus meiner Sicht ist: Wir können Daten wie die des Microsoft Work Trend Index nutzen, am Puls der Zeit zu bleiben. Wir haben die Mittel in der Hand, um in widrigen Umständen, ein lebenswertes Umfeld am Arbeitsplatz und zu Hause zu bauen. Besser, wir fangen gleich damit an.

Autor: Thomas Mickeleit, März 2021. External Senior Advisor | MontuaPartner Communications, zuvor Kommunikations-Chef bei Microsoft Deutschland

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